Beim 4:0-Sieg gegen Erzgebirge Aue und dem 4:1-Erfolg beim Halleschen FC überzeugten die Adlerträger auf ganzer Linie – spielerisch, defensiv und in Sachen Chancenverwertung. In der schwierigen Heimpartie gegen den TSV 1860 München (1:1) passte am Sonntagnachmittag offensiv zwar nicht mehr alles, doch die Spieler des SC Preußen Münster offenbarten eine weitere Stärke, die zumeist echte Spitzenmannschaften auszeichnet: Moral.
In vielen Szenen sah es in der ersten Halbzeit so aus, als könnten die Adlerträger genau dort anknüpfen, wo sie gegen Aue und Halle aufgehört hatten. Münster erspielte sich große Chancen, ließ die Kaltschnäuzigkeit vor 11.418 Zuschauern aber erstmals seit den beiden jüngsten Vier-Tore-Siegen vermissen. Die Gäste aus München bestraften den Chancenwucher und gingen in der 54. Minute überraschend in Führung.
Aufsteiger Münster gab aber zu keiner Zeit auf, warf bis in die späte Schlussphase alles nach vorne. Die Folge: Drei Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit erspielten sich die Adlerträger das Glück des Tüchtigen – weil Simon Scherder einen Standard von Marc Lorenz zum vielumjubelten 1:1-Endstand ins Münchener Tor nickte. „Mir fällt mal wieder einen auf den Kopf“, beschrieb der Torschütze das Zustandekommen seines 32. Profi-Treffers im Trikot des SCP mit einem Lächeln im Gesicht.
„Ich freue mich total für ihn. Er hatte ein bisschen Saure-Gurken-Zeit“, sagte Hildmann über Innenverteidiger Scherder, der erst seit wenigen Wochen wieder zum Stammpersonal zählt. Dass Münster so spät doch noch zum Ausgleich gekommen war, war für den Trainer der Schwarz-Weiß-Grünen indes kein Zufallsprodukt. „Es war verdient, dass wir dann noch das Tor schießen.“
Torschütze Scherder stimmte seinem Chef uneingeschränkt zu – auch wenn ein Sieg mit einer Chancenverwertung wie gegen Aue sicherlich im Bereich des Möglichen gewesen wäre. „Mit einem Punkt gegen 1860 kann man zufrieden sein“, betonte der nach seinem Treffer mit „Fußballgott“-Sprechchören besungene Innenverteidiger. Darauf angesprochen, sagte der 30-Jährige: „Ob ich ein Fußballgott bin? Keine Ahnung. Es macht mich aber stolz, dass die Leute das honorieren.“
Fest steht: Gegen einen Fußballgott, der es im kommenden Spiel gut mit Münster meint, würde sich Scherder sicherlich nicht wehren. Denn am Samstag geht es für den SCP zum Tabellenführer Dynamo Dresden, dem Hildmann mit dem Rückenwind aus sechs ungeschlagenen Spielen in Serie Paroli bieten möchte. „Wir können mit einer sehr breiten Brust nach Dresden fahren“, gab sich der Erfolgscoach nach dem Last-Minute-Punktgewinn gegen 1860 München weiterhin selbstbewusst.